Vom Baum zum Board

Making of

Visualisierung, Diskussion und Optimierung des Projektablaufes zur Produktion eines Dokumentarfilmes unter Nutzung von DSLR-Kameras.

Aufgabenstellung

Die in Aachen ansässige Firma Backwood produzierte einen Prototyp eines Snowboards sowohl aus recyceltem als auch aus regional erzeugtem Holz.

Zusammen mit einer Kommilitonin plante und realisierte ich einen Dokumentarfilm als Praxisprojekt zu meiner Bachelorarbeit in „Communication & Multimedia Design“.

Aufgabenstellung

Die Aufgabe meiner Bachelorarbeit bestand darin, den Prozess einer Videoproduktion zu dokumentieren.
Die Erstellung von Medienbeispielen, die einzelne Schritte darstellen, und auch Vergleiche ziehen, gehörte ebenfalls dazu.

Grundlagen zu DSLR-Kameras

Besonderes Augenmerk wurde auch die Videofunktionen der Canon DSLR-Kameras EOS 7D Mark II sowie 70D gelegt.

Equipment

Während der Produktion wurde spezielles Equipment genutzt, wie beispielsweise ein Kamerakran mit Remote-Head, GoPro-Actioncams und Steadycam.

Projektablauf

Organisation des eigentlichen Ablaufes der Projektarbeit: Vorbereitung der Drehs; Zusammenspiel Kamera, Ton, Licht; und Organisation der Daten.

Post-Production

Schnitt, Farbkorrektur und das Color-Grading, Exportformate und Veröffentlichung.

Probleme und deren mögliche Lösungen

Hürden durch technische Beschränkungen bzw. Funktionsweise und Probleme, die durch falsche Planung oder Durchführung auftauchen können.

Hintergrund und Motivation

Bereits während meines Studiums im Studiengang „Communication & Multimedia Design habe ich mich besonders im Bereich der Videoproduktion spezialisiert. Besonders die Arbeit mit DSLR-Kameras hat mich dabei sehr gereizt, weil ich in früheren, privaten Videoprojekten zumeist nur mit semiprofessionelen Camcordern gearbeitet habe.

Außerdem bot sich mir durch die Mitarbeit beim Aachener Studierenden-TV Campus52, bei dem Videokameras zum Einsatz kamen, ein guter Vergleich der verschiedenen Kamerasysteme und deren Einsatzmöglichkeiten.

Kameraführung und Equipment

DSLR-Kameras sind primär für die Fotographie konzipiert. Dies macht sich bei Filmaufnahmen auch dadurch bemerkbar, dass für den professionellen Einsatz im Gegensatz zur normalen Videoausrüstung weiteres Equipment benötigt wird. Dazu zählt beispielsweise eine Schärfeziehvorrichtung. Allerdings wird nachfolgend besonders auf Equipment eingegangen, das, wenn auch in anderer Form, bei jeglichen Videogeräten genutzt werden kann, für DSLR-Kameras aber besondere Herausforderungen bereithält.

Slider

Der bei den Dreharbeiten eingesetzte Kessler Parallax Kameraslider wird in Verbindung mit dem Videostativ, in diesem Fall dem Manfrotto, verwendet.

Er erweitert die Möglichkeiten der Kameraführung dahingehend, dass sie sich auf einer Schiene etwa einen Meter weit bewegen kann. Aufgrund seiner Kompaktheit hat er sich bei der Produktion bewährt, speziell in beengten Platzverhältnissen in Sägewerk und Werkstatt.

Steadycam

Die bei den Dreharbeiten von „Vom Baum zum Board“ genutzte Steadycam ist speziell für DSLR-Kameras ausgelegt.
Das Austarieren geschieht mit Hilfe eines (Licht-)Stativs. Zu beachten ist, dass selbst kleinste Veränderungen wie Displayneigung, Zoomfaktor am Objektiv eine erneute Kalibrierung der Steadycam nötig machen.
Um das Gewicht statt nur auf dem Handgelegt auf dem gesamten Unterarm zu verteilen, empfiehlt sich die Nutzung einer Armschiene, was weiterer Übung bedarf.

Kamerakran mit Remote-Head

Aufnahmen mit einem Kran können eine ganz spezielle Wirkung auf den Zuschauer ausüben. Intensiver, als beispielsweise Kamerabewegungen durch einen Slider oder Steadycam.

Der genutzte ABC-Traveller-Kran kann in drei verschiedenen Längen bis zu einer maximalen Kranlänge von 4,7 Metern aufgebaut werden. Wir entschieden uns in allen Aufnahmen für die mittlere Version.

Objektive

Für den ersten Shot wurde ein Zoomobjektiv mit größtmöglicher Brennweite von 55 mm benutzt.

Im Film wird so dem Zuschauer die Arbeit mit der Bandsäge vermittelt.

Eine spätere Aufnahme, gefilmt mit einem Teleobjektiv mit einer kleinen Brennweite.

Die Kameraposition wurde nicht verändert.

Die letzte Aufnahme, ebenfalls unter Nutzung eines Teleobjektives, diesmal allerdings mit größerer Brennweite.
Nun wird beim Anhalten der Säge selbst jeder Sägezahn deutlich abgebildet.

Die beiden nachfolgenden Einstellungen wurden auch mit dem Teleobjektiv aufgenommen. Die Kameraposition wurde nicht verändert, einzig die Brennweite angepasst.
In der ersten Abbildung grenzt sich die Person nicht deutlich von den im Hintergrund stehenden Bäumen ab. Die Entfernung der Objekte zueinander scheint sehr gering.
Dies ist im zweiten Shot nicht mehr der Fall.

Die nachfolgenden Abbildungen, die aus später verworfenen Aufnahmen stammen, verdeutlichen den Unterschied zwischen Zoom- und Weitwinkelobjektiv. Sie zeigen den hinteren Eingang der Haupthalle des Sägewerks Josef Eschweiler mit den Trockenkammern.
Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedliche Wirkungen allein durch die Objektivwahl erzielt werden können.

Dieser Shot entstand mit dem Zoomobjektiv unter Nutzung der kleinsten Brennweite. So ist nur die linke Trockenkammer und das Eingangstor der Halle zu sehen.

Dagegen wurde hier ein Weitwinkelobjektiv eingesetzt. Wieder mit der niedrigsten Brennweite und ohne die Position der Kamera zu verändern. Nun ist außerdem die rechte Trockenkammer im Bild und links der Weg an den Gebäuden vorbei sichtbar.

„If you want to make your DSLR project feel high budget, invest in a few crane shots.“

Barry Andersson

The DSLR Filmmaker´s Handbook
Real-World Production Techniques

Kamerakran und Remote-Head

Aufnahmen mit einem Kran können eine ganz spezielle Wirkung auf den Zuschauer ausüben. Stärker als beispielsweise Kamerabewegungen durch einen Slider oder eine Steadycam.

Deshalb sind wir sehr stolz darauf, an zwei Drehorten einen ABC-Traveler Kamerakran samt Remote-Head eingesetzt zu haben. Dieser Kran kann in drei verschiedenen Längen bis zu einer maximalen Kranlänge von 4,7 Metern aufgebaut werden, wir entschieden uns immer für die mittlere Version.

Kamerakran

Zunächste die Aufnahmen auf dem Sportplatz, dabei besonders die Anfangszene, in der Martin und Ben mit dem Transporter bei der Anlage ankommen. In dieser Szene wurde der Kran ohne den Remote-Head genutzt. So konte die Kamera nur vertikale Bewegungen ausführen, dabei allerdings die horizontale Ausrichtung beibehalten. Dies wurde gezielt so genutzt, um die Dramaturgie in diesem Shot zu erzeugen.
Die vertikale Kamerabewegung setzt bei einer Höhe von ca. 2,5 Metern ein, wenn der Transporter in das Bild kommt und endet knapp über dem Boden, sobald der Transporter anhält.

Kamerakran mit Remote-Head

Die weiteren Aufnahmen mit Hilfe des Krans wurden in der Werkstatt bei den ersten Säge- und Hobelarbeiten angefertigt. Da die Halle rechteckig gebaut ost und die Maschinen links und rechts ausgerichtet sind, eignete sie sich der gut für Kamerafahrten. Hier kam nun auch der zu Beginn bereits erwähnte 2-Achsen-Remote-Head zum Einsatz.

Dies ermöglichte saubere, in der Geschwindigkeit anpassbare, Kamerabewegungen mit einem Joystick.

„Erst im Schnitt wird aus Ihrem Filmmaterial eine Geschichte.“

Münch (2014) S. 101

Post-Produktion

Bereits bei den Dreharbeiten wurde darauf geachtet, nicht zu viel Material zu erstellen, welches im fertigen Film aus zeit- oder erzähltechnischen Gründen nicht enthalten sein würde.

Trotzdem sind während der Arbeiten Aufnahmen bestehend aus 815 Dateien mit einer Gesamtgröße von 313 GB entstanden, die eine Gesamtlänge von knapp über 11 Stunden besitzen.

Der finale Film weist ca. 18 Minuten auf. Und trotz der nach jedem Dreh stattgefundenen Sichtungen des Materials, gab es auch viele gute Szenen, die es leider nicht in den Film geschafft haben.

„Assets“
Zusätzliche im Film genutzte Dateien wie Bildmaterial, Musik, Animationen

„Export“
Exportierte Videodateien, u.a. Rohschnitte und abschließend der finale Film in verschiedenen Qualitäten für die verschiedenen Veröffentlichungsmedien.

„Footage“
Die Originaldateien aller angefertigten Aufnahmen in jeweiligen Unterverzeichnissen.

„Production“
Sämtliche Projektdateien sowie temporäre Daten, die von den Programmen während der Arbeit genutzt wurden.

Farbkorrektur

Nachdem der Schnitt abgeschlossen war, musste das Material in Hinblick auf Helligkeit, Kontrast und Weißabgleich angeglichen werden.
Besonders hervorzuheben sind die Szenen aus der Skihalle Landgraaf in den Niederlanden. Das in der Halle vorzufindende künstliche Licht reichte von tiefem Blau bis hellem Rot, was eine optimale Anpassung der Kameras vor Ort unmöglich machte.
Der an der Spitze der Piste vorgenommene Weißabgleich war wenige Meter weiter unten hinfällig.

Color Grading

Hat die Farbkorrektur die Aufgabe, technische Fehler auszubessern, um die Aufnahmen möglichst natürlich abzubilden, wird ihnen im Color Grading der Look verpasst. Hier findet also der kreative Part statt.

Im Dokumentarfilm ist dies ein Retro- bzw. Vintagelook, warme Mitteltöne, die das Bild in den gelblich-orangenen Farbbereich bringen.

Export & Veröffentlichung

Der Film „Vom Baum zum Board“ wurde von Beginn an für die Veröffentlichung im Internet konzipiert und produziert. Bei dem Export der Daten aus Adobe Premiere waren verschiedene Eckdaten zu beachten.

So resultieren aus der Videokompression eine geringere Qualität, um so die Dateigröße zu verringern. Dies lässt sich für die verschiedenen Zielmedien nicht vermeiden. Ist der notwendige Qualitätsverlust beispielsweise bei einer Blu-ray-Veröffentlichung vernachlässigbar, müssen für einen Videostream im Internet oft schon größere Einbußen in Kauf genommen werden.

Adobe Premiere bietet für den Videoexport bereits viele Vorlagen für die verschiedenen unterstützten Videoformate an. Unter dem H.264-Format gibt es so auch Vorlagen für die Veröffentlichung auf der Videoplattform Vimeo. Diese erhielt für den Export nur an einer Stelle benutzerdefinierte Anpassungen. Dies ist die Nutzung des VBR-2-Pass-Verfahrens.

Abb 5.6 Exportfenster von Adobe Premiere 2014 CC